Warum Ausbilder im Fahrbetrieb eine Schlüsselrolle in der Ausbildung zum Triebfahrzeugführer haben

Okt. 5, 2025 | Fortbildungen

Ein wichtiger Bestanteil der Aus- und Weiterbildung zum Triebfahrzeugführer ist die fachpraktische Ausbildung.
Nach den theoretischen Schulungen absolvieren unsere Teilnehmer vor den Abschlussprüfungen zwischen 35 und 40 Fahrschichten in einem Eisenbahnverkehrsunternehmen. Eine wichtige Aufgabe hat dabei der Ausbilder im Fahrbetrieb. Er bereitet angehende Lokführer in ihrer ersten Zeit auf der Lok vor.

Warum Ausbilder im Fahrbetrieb eine Schlüsselrolle in der Ausbildung zum Triebfahrzeugführer haben und welche Inhalte zu einer guten Schulung gehören, beschreiben wir in diesem Artikel:

1. Ausbilder im Fahrbetrieb – Der erste Mensch im Alltag des Triebfahrzeugführers


Der erste Mensch im Alltag des Triebfahrzeugführers

Der Beruf des Triebfahrzeugführers ist anspruchsvoll und verantwortungsvoll. Von der sicheren Beförderung der Fahrgäste über den Umgang mit unvorhergesehenen Situationen bis hin zum perfekten Zusammenspiel von Technik und Mensch: Jeder Handgriff zählt.
Damit angehende Triebfahrzeugführer optimal auf diese Aufgaben vorbereitet werden, braucht es engagierte und kompetente Ausbilder.
Sie sind weit mehr als nur Wissensvermittler.

Der Ausbilder ist der erste Mensch im Praxisalltag des Triebfahrzeugführers. Er ist Mentor, Sicherheitspartner und Vorbild.

Es ist nicht der Eisenbahnbetriebsleiter, der Örtliche Betriebsleiter oder der Mitarbeiter in der Disposition, an welchem sich der Auszubildende ausrichtet und an dessen Werten er sich orientiert. Es ist der Ausbilder im Fahrbetrieb.
Er ist mit Handeln und Verhalten Vorbild und bestimmt weit mehr über die eigentlichen Inhalte hinaus, wie die Praxis abläuft, z.B.

  • wie die Kommunikation mit der Fahrdienstleitung verläuft,
  • welche Möglichkeiten angewandt werden, Missverständnisse zu beheben,
  • auf welche Weise Pausenzeiten zur Erholung genutzt werden können,
  • wo genau die Prioritäten liegen, wenn man als Lokführer unterwegs ist,
  • wie in der Praxis mit der Umgang mit Unregelmäßigkeiten stattfindet,
  • welchen Stellenwert menschliche Faktoren im Praxisalltag haben,
  • wie unterschiedlich stark die eine oder andere Regelung berücksichtigt wird,

Es geht daher um weit mehr, als darum. die fachlichen Inhalte durchzugehen und den Ausbildungsplan abzuarbeiten.

Ausbilder im Fahrbetrieb schaffen den Rahmen für die praktische Verknüpfung der Lerninhalte.
Durch ihr Handeln füllen sie die Aufgaben eines Triebfahrzeugführers mit Leben.
Sie sind fachliches und menschliches Vorbild im Umgang mit den Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten im Berufsalltag und bestimmen die Entwicklung zum handlungssicheren Lokführer maßgeblich mit.


2. Ausbilder im Fahrbetrieb – Der erste Repräsentant des Eisenbahnverkehrsunternehmens


Der erste Repräsentant des Eisenbahnverkehrsunternehmens

Der Ausbilder repräsentiert noch mehr als den Praxisalltag der Triebfahrzeugführers. Er ist zugleich der erste Repräsentant des Eisenbahnverkehrsunternehmens.


Angehende Lokführer wollen wissen, was in ihrem künftigen Job auf sie zukommt. Sie interessieren sich daher nicht nur für die Schulungsinhalte, sondern beobachten sehr genau die Unternehmenskultur und die Haltung, mit der sich der Ausbilder im Fahrbetrieb dazu positioniert.


Je klarer der Ausbilder im Fahrbetrieb mit den Unternehmenszielen verbunden ist, desto überzeugter kann er diese vertreten. Unternehmenszugehörigkeit wird nicht nur über die Entlohnung aufgebaut, sondern im Wesentlichen dadurch, dass die eigenen Werte und Zielvorstellungen Berücksichtigung finden.

Je stärker sich der Ausbilder mit dem Unternehmen verbunden fühlt, desto eher überträgt sich das Interesse auch auf den Auszubildenden.

Die Bindung des Ausbilders an das Unternehmen wirkt sich direkt auf das Interesse des Auszubildenden aus – ist der Ausbilder engagiert und identifiziert sich mit dem Betrieb, überträgt sich diese positive Haltung leichter auch auf den Auszubildenden. Wie stark der Ausbilder mit dem Unternehmen verbunden ist, bestimmt die Bereitschaft des Auszubildenden, in diesem Unternehmen künftig tätig zu sein.
Ist die Zugehörigkeit weniger ausgeprägt, lenken damit verbundene Irritationen zugleich von wichtigen Inhalten ab und erschweren den Ausbildungserfolg auf beiden Seiten.

Für Eisenbahnverkehrsunternehmen ist daher die Ausbildungszeit eine große Chance:
Während der fachpraktischen Ausbildung haben sie die Chance, ihre Werte und ihre Unternehmenskultur authentisch zu zeigen. Dadurch lassen sich zukünftige Triebfahrzeugführer gewinnen, die wirklich zum Unternehmen passen.


3. Schulungsinhalte

Welche Schulungsinhalte wichtig sind

Was muss ein Ausbilder im Fahrbetrieb können, wofür muss er sich interessieren, wenn er einen guten Job machen möchte und sich darin zugleich stetig weiterentwickeln möchte?
Wir bieten diese Schulung an, weil es uns wichtig ist, wie unsere Schulung in der Praxis weitergeführt wird. Unser Ziel ist es, Irritationen zu vermeiden und die Zusammenarbeit zu stärken, sodass alle Beteiligten davon profitieren: Eisenbahnverkehrsunternehmen, Ausbildungsstätten und natürlich der angehende Triebfahrzeugführer.

Folgende Schulungsinhalte sind dazu wichtig:

§ Gesetzliche Grundlagen

Zunächst einmal muss der Ausbilder die gesetzlichen Rahmenbedingungen kennen, in denen er tätig ist.
Hierzu gehören Sicherheit, Pflichten und Arbeitszeiten. Nur so kann er sicherstellen, dass die Ausbildung rechtskonform und fair abläuft. Außerdem schützt dieses Wissen sowohl die Auszubildenden als auch den Ausbilder selbst vor Fehlern, Missverständnissen oder rechtlichen Konsequenzen.


Rolle „Ausbilder im Fahrbetrieb“

Was unterscheidet meinen bisherigen Tätigkeitsbereich als Lokführer eigentlich von dem des Ausbilders? Es ist wichtig, sich mit der Rolle des Ausbilders auseinanderzusetzen und sich bewusst zu werden, wie stark es auf Fachwissen und Menschenwissen ankommt. Ein klares Rollenverständnis hilft, Erwartungen zu klären und professionell zu handeln und die richtigen Grenzen zu setzen. So schafft man Vertrauen, fördert die persönliche Entwicklung der Auszubildenden und trägt zu einer erfolgreichen Ausbildung bei.


Lerntypen/-tipps

Es ist wichtig, als Ausbilder die Lerntypen zu kennen und zu erkennen, weil Auszubildende Informationen unterschiedlich aufnehmen und verarbeiten. Wer die Methoden individuell abstimmt, unterstützt die Verständlichkeit und den Lernerfolg. So lassen sich Motivation und Selbstvertrauen der Lernenden gezielt fördern. Im Praxisalltag wird besonders das Zuhören als Lernkanal genutzt, doch durch die bewusste Einbindung weiterer Kanäle – wie beispielsweise Sehen, Skizzieren, Nachlesen – lassen sich deutlich bessere Lerneffekte erzielen.


Schwierige Situationen

Ein Ausbilder sollte sich mit schwierigen Situationen auseinandersetzen, weil sie im Ausbildungsalltag unvermeidbar sind und entscheidende Situationen im Lernalltag sind. Angemessenes und lösungsorientiertes Handeln ist insbesondere unkritischen Situationen wichtig. So wird praktisch erlebt, wie man auch unter Druck handlungsfähig bleibt, und schafft dabei ein stabiles, vertrauensvolles Lernumfeld.

Beispiele für schwierige Situationen in der Ausbildung von Lokführern:

  • Auszubildende machen wiederholt denselben sicherheitsrelevanten Fehler.
  • Ein Auszubildender zeigt mangelnde Motivation oder Ehrgeiz.
  • Starke Nervosität oder Prüfungsangst vor praktischen Fahrten oder Tests.
  • Unterschiedliche Leistungsstände in der Gruppe, die Spannungen erzeugen.
  • Emotionale Belastung nach kritischen Ereignissen (z. B. Notbremsung, Beinahe-Unfall).
  • Konflikte zwischen Auszubildendem und Ausbilder oder innerhalb der Gruppe.
  • Schwierigkeiten im Transfer von Theorie zur Praxis (z. B. Regeln verstehen, aber nicht anwenden).

Übungen am Simulator

Übungen am Simulator haben im Rahmen dieser Schulung für uns einen wichtigen Stellenwert. Sie bieten eine realitätsnahe Umgebung, in der Ausbilder komplexe Abläufe trainieren können. So lassen sich auch kritische Situationen und Kommunikationstechniken praxisnah erleben.


Feedback

Feedbacks sind wichtig, weil sie blinde Flecken aufzeigen und helfen, die eigene Wahrnehmung mit der des Ausbilders abzugleichen. Sie geben konkrete Hinweise, was bereits gut läuft und wo Entwicklungspotenzial besteht. So ermöglichen Feedbacks gezielte Verbesserungen und fördern berufliches und zugleich persönliches Wachstum. Doch welche Rahmenbedingungen sind wichtig, damit ein Feedback auch den gewünschten Effekt hat? Hier geht es nicht nur um das richtige Timing, sondern auch um einen gut strukturierten Ablauf, der auch die Möglichkeit der Selbstreflexion beinhaltet.


Persönlichkeitstypen

Als Ausbilder muss man sich auf unterschiedliche Charaktere einstellen können. Es ist hilfreich, Persönlichkeitstypen zu kennen, um die individuellen Stärken, Lernstile und Bedürfnisse der Auszubildenden besser zu verstehen. So kann man die Ausbildung gezielt anpassen, Konflikte vermeiden und Motivation fördern. Dadurch entsteht ein effektiveres, wertschätzendes Lernumfeld, in dem sich die Auszubildenden optimal entwickeln können.


Selbstregulation

Selbstregulation bedeutet, die eigenen Gefühle, Impulse und Reaktionen bewusst zu steuern, um in herausfordernden Situationen handlungsfähig zu bleiben. Gerade im Bereich des Lokführers ist das entscheidend: Zum Beispiel muss er auch bei einem unerwarteten technischen Defekt ruhig bleiben, um geordnet die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Ohne diese Fähigkeit könnte Stress oder Überforderung zu Fehlentscheidungen führen.

Aus unserer Sicht ist dieses der wichtigste Teil, weil sie im Umgang mit Auszubildenden ständig Vorbild sind und Ruhe, Klarheit sowie Fairness ausstrahlen müssen. Nur wer sich selbst regulieren kann, bleibt in Konflikten besonnen, geht mit Fehlern konstruktiv um und schafft ein stabiles Lernumfeld. Damit bildet die Selbstregulation die Basis für Glaubwürdigkeit, pädagogisches Geschick und nachhaltigen Ausbildungserfolg.


4. Fazit

Der Ausbilder im Fahrbetrieb ist weit mehr als ein Fachvermittler – er ist Vorbild, Mentor und Begleiter in der persönlichen und beruflichen Entwicklung der angehenden Triebfahrzeugführer. Durch Selbstregulation, ein klares Rollenverständnis, den bewussten Umgang mit Lerntypen und Persönlichkeitseigenschaften sowie die Auseinandersetzung mit schwierigen Situationen schafft er ein sicheres, motivierendes Lernumfeld. Indem er gesetzliche Grundlagen kennt und sich praxisnah, durch Schulungen am Simulator ausbildet, trägt er entscheidend dazu bei, dass künftige Lokführer nicht nur fachlich kompetent, sondern auch mental stark und verantwortungsbewusst ihren Beruf ausüben können.

Mit dieser Schulung schaffen wir die Basis für die neue Aufgabe.
In Kooperation mit dem Eisenbahnverkehrsunternehmen, ist Grundlage der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Ausbilders in der Schlüsselrolle zwischen Theorie und Praxis.

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