Menschliche und organisatorische Faktoren in der Eisenbahnbranche müssen nicht nur geregelt, sondern vor allem gelebt werden
Im Zuge der Vorbereitungen und der Auseinandersetzung mit der Thematisierung menschlicher und organisatorischer Faktoren entdecken wir eine Vielzahl an Widersprüchen. Wie werden aktuell die Sicherheitskriterien in der Eisenbahnbranche aus menschlicher Sicht umgesetzt und wie können wir die Standards successive verbessern? Eines steht jedenfalls fest: MOF sind mehr als ein zusätzliches Regelwerk. Eisenbahnverkehrsunternehmen und Ausbildungsstätten müssen einen Rahmen schaffen, damit sie auch gelebt werden können.
Wenn die Delegierte Verordnung der Europäischen Kommission die Anforderungen an Sicherheitsmanagmentsysteme beschreibt, dann wird sehr deutlich, in welcher Form das menschliche Verhalten Einfluss auf Sicherheit hat. Hinter all den Regelwerken, hinter all der Theorie braucht es Menschen, die in der Lage sind, die klugen Pläne umzusetzen.
Was bedeuten MOF für Eisenbahnverkehrsunternehmen?
Wenn es jetzt um eine ehrliche Berücksichtigung des Menschen mit all seinen Facetten gehen soll, dann reicht es nicht aus, den Faktor Mensch ebenfalls zu reglementieren. Ein Eisenbahnverkehrsunternehmen muss sich die Frage stellen, wie (menschlich) umsetzbar diese Regelungen tatsächlich sind. Es reicht nicht aus, lediglich den Wissensstand über menschliche Faktoren zu erweitern, die eine oder andere Schulung zu besuchen und danach lediglich weitere Regelungen zu treffen.
Was nutzt uns all das Wissen um beispielsweise Reaktionsfähigkeit, Denkleistung, Verantwortungsbewusstsein etc., wenn es in den entscheidenen Momenten nicht gefördert, geschult und kultiviert wird? In Bezug auf diese menschlichen organisatorischen Faktoren stellen sich eine Vielzahl von Fragen, wie beispielsweise:
- Welche Möglichkeiten hat ein Lokführer, die mentale Stabilität zu erhalten?
- Wie erkennt der Rangierer, dass seine aktuelle Konzentrationsfähigkeit nicht mehr ausreicht, um sicher und gesund zu handeln?
- Was macht ein Kollege, wenn er eine eingeschränkte Handlungsfähigkeit bei einem anderen Mitarbeiter wahrnimmt?
- Welchen Handlungsspielraum hat die Disposition, die Einteilung nach menschlichen und organisatorischen Kriterien zu gestalten?
- Wie gelingt es dem Eisenbahnbetriebsleiter den Anspruch an Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und Sicherheit gerecht zu werden?
- Was bedeutet es, konstruktiv mit Betriebsgefährdungen umzugehen?
- Wie können klare Handlungsabläufe einfacher dargestellt werden?
- etc.
Die Berücksichtigung der menschlichen und organisatorische Faktoren machen erst dann Sinn, wenn es zu konkreten Umsetzungen kommt. Das wiederum muss in den Unternehmen kultiviert werden:
- Welche Möglichkeiten der Prävention sind notwendig und umsetzbar?
- Wie wird der Umgang in akuten Situationen thematisiert?
- Wie werden sicherheitsgefährdende Situationen im Nachhinein konstruktiv analysiert, im Sinne aller Beteiligten und letztendlich im Sinne des Eisenbahnverkehrsunternehmens?
MOF darf sich nicht zu einer eingleisigen Strecke entwickeln, welches nur den einzelnen Menschen hin und wieder im Fokus hat, sondern es geht um Praxisnähe und um Umsetzbarkeit in alle Richtungen!
Theorie und Praxis dürfen bei diesem Thema nicht weit voneinander abweichen. Dann nämlich haben wir allenfalls ei Bescheinigungen und Dokumentationen für unsere Akten, menschlich aber nichts verändert.
Wenn sich hingegen ein Rahmen daraus entwickelt, in welchem es möglich ist, menschliche Grenzüberschreitungen konstruktiv in den Fokus zu nehmen und Sicherheitskultur zu leben, dann haben am Ende alle Beteiligten dadurch gewonnen.
Wir bieten Schulungen zu dieser Thematik an, um dabei zu unterstützen, eine Sicherheitskultur in den Unternehmen zu entwickeln, die das Ziel hat, einen Dialog zu schaffen und einen Rahmen zu entwickeln, menschliche Faktoren einzubeziehen. Weitere Infos zum aktuellen Angebot gibt es hier:
